Personalnot in der Pflege: „Abschied von Pflegestandards“

PflegestandardsNeuss (15.07.2009) - Für eine WDR Sendung wurden am 16.06.2009 eine Patientin aus  Dormagen, Frau Regina Schneider, und der Dozent für Pflegerecht, Werner Schell von Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk (Neuss), interviewt. Dabei konnte herausgestellt werden, dass vor allem die zunehmende Personalnot in der Pflege dazu führt, dass nicht mehr alle notwendigen Dienstleistungen mit der erforderlichen Sorgfalt erbracht werden können. Das Fazit von Werner Schell: Bei der Patientenversorgung müssen Abstriche hingenommen werden.

Pflegestandards
Der Beitrag des WDR (Fernsehen) wurde in der Servicezeit Gesundheit am 22.06.2009 ausgestrahlt und ist weiterhin im Netz als Video mit dem Titel „Abschied von Pflegestandards“ einsehbar unter
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Pflegeleistungen müssen nicht selten erkämpft werden

Anlässlich der Dreharbeiten mit Frau Regina Schneider wurde bekannt, dass sie von ihrer Krankenkasse, der AOK Rheinland/Hamburg (Geschäftsstelle Neuss), auf der Basis von zwei MDK-Begutachtungen Ablehnungen für eine Pflegestufe nach dem Pflegeversicherungsrecht (SGB XI) erhalten hat. Diese Begutachtungen, das fiel sofort auf, enthielten eklatante Fehler bezüglich der Hilfenotwendigkeiten. So wurden zum Beispiel bei der stark behinderten Schlaganfallpatientin gleich mehrfach Duschzeiten von nur zwei Minuten angesetzt – unter den gegebenen Umständen völlig absurd. Nach Erhebung des fälligen Widerspruchs wurde das zweite Gutachten unverständlicherweise nur noch nach Aktenlage gefertigt.

Begutachtung des Medizinischen Dienstes (MDK) unzureichend
Werner Schell von Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk hat sich dann des Vorganges angenommen und nahm mit der AOK Rheinland/Hamburg (Neuss) Verbindung auf. Nachdem die unzulänglichen Begutachtungsgrundlagen näher beschrieben wurden, veranlasste die AOK Rheinland/Hamburg kurzfristig einen weiteren Hausbesuch durch eine eigene Pflegefachkraft. Daraufhin wurde schnell klar, dass Frau Regina Schneider die Voraussetzungen für eine Pflegestufe erfüllte. Daher wurde ihr kurzfristig von der AOK, sogar telefonisch vorab (14.07.2009), eine entsprechende Zusage erteilt.

Guter Service der AOK Rheinland/Hamburg – Pflege nicht nur skandalisieren!
Werner Schell, der als Pflegerechtsexperte über reichlich Erfahrungen hinsichtlich der vielfältigen Streitsituationen im Gesundheits- und Pflegesystem verfügt, befand die schnelle und unbürokratische Überprüfung und positive Entscheidung der AOK Rheinland/Hamburg als einen guten Service und meinte, dass auch solche Vorgänge wichtig genug seien, öffentlich bekannt gemacht zu werden. Gleichzeitig kann es eine Ermunterung sein, bei nicht nachvollziehbaren Entscheidungen im Zusammenhang mit möglichen Leistungsansprüchen das argumentative Gespräch mit dem jeweiligen Leistungsträger zu suchen und auf die Durchsetzung von Ansprüchen zu bestehen.

Quelle: Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk