»Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk«
Pressemitteilung vom 23.10.2008
Erfttaler Pflegetreff weiterhin auf Erfolgskurs!
Themen des gut besuchten Pflegetreffs am 22.10.2008 waren die Patientenautonomie
am Lebensende und die Palliativpflege
„Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk“, vertreten durch Werner Schell, hatte zum 6. Pflege- und Patiententreff in
Neuss-Erfttal eingeladen. Über 70 Gäste waren der Einladung gefolgt.
Im ersten Teil der Veranstaltung ging es um die eher juristischen
Fragestellungen der Patientenautonomie am Lebensende. Werner Schell zeigte in
einem kurz und präzise vorgetragenen Referat auf, welche Möglichkeiten
bestehen, vorzusorgen für den Fall, dass infolge von Krankheit, Unfall und
Alter eigene Entscheidungen nicht mehr oder nur noch eingeschränkt möglich
sind. In solchen Situationen kann es schnell zur Bestellung eines rechtlichen
Betreuers kommen. Diese vom Vormundschaftsgericht anzuordnende Betreuung kann
aber rechtswirksam ausgeschlossen werden, wenn in „gesunden Tagen“ eine
Vorsorge-Vollmacht erstellt und damit eine Person des Vertrauens mit der
Rechtsvertretung betraut wird. Ergänzt werden kann eine solche Vollmacht durch
eine verbindliche Patientenverfügung, die nähere Handlungsanleitungen für
bestimmte Krankheits- bzw. Pflegesituationen enthält. Eine solche Patientenverfügung
verschafft aufgrund ihrer Verbindlichkeit Rechtsklarheit für Behandlungs- und Pflegesituationen, vorausgesetzt, sie ist inhaltlich genau bestimmt.
Darüber und vieles mehr informierte Schell und löste damit eine lebhafte Diskussion aus. Dabei wurden auch verschiedene
Einzelsituationen erörtert, die eindrucksvoll aufzeigten, welche
Problemstellungen sich am Lebensende ergeben können und wie schwierig es sein
kann, allseits befriedigende Antworten zu finden. Zur Vertiefung der
vorgestellten Erläuterungen stellte der Referent einige informative Broschüren
zur kostenlosen Mitnahme zur Verfügung.
Schließlich informierte Schell auch in Grundzügen über die aktuelle Initiative einer Gruppe von Bundestagsabgeordneten für ein Gesetz zur Patientenverfügung. Er vertrat dabei die Auffassung, dass ihm (und auch anderen) die Vorschläge zu kompliziert erschienen und daher so nicht Gesetzeskraft erlangen könnten. Schell bot an, die entsprechenden Textvorschläge aus dem Bundestag auf Anfrage zur Verfügung zu stellen.
>Der zweite Teil des Pflegetreffs wurde durch einen sehr informativen Vortrag von Norbert Stratmann, Leiter des Palliativteams des Caritasverbandes Rhein-Kreis Neuss e.V., eingeleitet. Stratmann befasste sich mit allgemeinen Fragestellungen der Palliativversorgung und erläuterte das Angebot der Caritas, die als erster Anbieter im Rhein-Kreis Neuss flächendeckend eine ambulante palliativpflegerische Versorgung gewährleistet. Bei dieser Pflege geht es darum, schwer kranken und hoch betagten Menschen mit sehr begrenzter Lebenserwartung Zuhause ein Sterben in Würde und ohne Schmerzen zu ermöglichen. Über 90% aller Menschen möchten Zuhause sterben. Doch nur für allenfalls 30% ist dieser Wunsch zu realisieren. Damit sich dies ändert, forciert der Caritasverband die ambulante Palliativpflege nach dem Motto: „Schaffen und Erhalten einer möglichst hohen Lebensqualität bis zuletzt“.
Dem Vortrag von Stratmann folgte eine lebhafte Diskussion. Dabei konnte auch verdeutlicht werden, dass sich hinter dem kreisweiten Angebot zur Palliativpflege ein umfangreiches Netzwerk verschiedener Helferinitiativen steht mit dem Ziel, allen betroffenen Menschen wirkungsvoll zur Seite zu stehen. Es wurde aber deutlich, dass die Bundesrepublik Deutschland in der Palliativversorgung noch großen Nachholbedarf hat und daher „Druck“ geboten ist, baldmöglichst weitere Verbesserungen zu erzielen.
Im Diskussionsteil der Veranstaltung wurde auch über verschiedene Mängel im Pflegesystem gesprochen. Dabei wurde von einer Teilnehmerin erläutert, dass ein Pflegekritiker aus München (Claus Fussek) die Pflegekräfte zu 40% als ungeeignet bezeichnet habe. Das könne so nicht akzeptiert werden. Schell nahm diesen Diskussionsbeitrag auf und erklärte, dass er genau wegen dieser unerträglichen Erklärung bereits in aller Deutlichkeit Position bezogen habe: Es sei, so Schell, schlichtweg unmöglich, die Pflegekräfte in dieser Form zu attackieren und damit für Fehler im Pflegesystem (siehe u.a. die Debatte über den Pflegenotstand) verantwortlich zu machen. Pflegekräfte seien in aller Regel hoch engagiert tätig und verdienten Anerkennung, nicht aber einen pauschalierten Tadel. Dieser Einschätzung widersprach niemand.
Werner Schell konnte den Pflegetreff mit der Gewissheit schließen, eine sehr gelungene Info-Veranstaltung angeboten zu haben. Zahlreiche Gäste sparten folglich nicht mit Lob und Anerkennung und signalisierten Bereitschaft mitzuwirken, wenn es darum gehen soll, die Versorgung der hilfe- und pflegebedürftigen Menschen verbessern zu helfen.
In diesem Zusammenhang konnte Schell bereits den nächsten Pflegetreff im „Kontakt Erfttal“ für den 17.02.2009 ankündigen. Dabei wird es um (weitere) notwendige Veränderungen im Gesundheits- und Pflegesystem gehen müssen nach dem Motto „Nach der Reform ist vor der Reform“. Willi Zylajew, MdB und pflegepolitischer Sprecher der Union im Deutschen Bundestag, hat bereits seine Teilnahme für den 17.02.2009 zugesagt. Schell rief die Gäste beim Pflegetreff dazu auf, die Veranstaltung vorzumerken und zu unterstützen. Anregungen für die konkrete Themengestaltung sind herzlich willkommen.
Abdruck frei und erwünscht!